Kleine besinnliche Kurzgeschichten
Durch die Augen eines Kindes schauen
Autor unbekannt
Wenn ich einen Haufen Löwenzahn sehe, ist es für mich eine Menge Unkraut, das meinen Garten überwuchert. Meine Kinder sehen Blumen für Mama und weiße Fallschirmchen, die man lustig in die Luft pusten kann.
Wenn ich einen alten Landstreicher sehe, der mich anlächelt, dann ist es für mich eine übel riechende, schmutzige Person, die wahrscheinlich Geld von mir will, weshalb ich gleich in eine andere Richtung schaue. Meine Kinder sehen jemand, der sie anlächelt und lächeln zurück.
Wenn ich Musik höre, die mir gefällt, dann fällt mir ein, dass ich kein Taktgefühl habe und keine Töne treffe, also sitze ich still da und lausche. Meine Kinder fühlen den Rhythmus und bewegen sich dazu. Sie singen die Worte. Wenn sie sie nicht kennen oder verstehen, denken sie sich ihre eigenen aus.
Wenn ich heftigen Wind auf meinem Gesicht spüre, schütze ich mich dagegen. Ich denke daran, dass der Wind meine Frisur durcheinander bringt und mich beim Vorwärtskommen behindert. Meine Kinder schließen ihre Augen, breiten ihre Arme aus und lassen sich von dem Wind schieben bis sie lachend zu Boden fallen.
Wenn ich bete sage ich “Herr” und “Allmächtiger” und “Gib’ mir dies” und “Schenke mir das”. Meine Kinder sagen: "Hallo Gott! Das war ein cooler Tag heute. Ich hab’ so viel Spaß gehabt."
Wenn ich eine Matschgrube sehe, gehe ich um sie herum. Ich sehe verdreckte Schuhe und Kleider und schmutzige Teppiche. Meine Kinder setzen sich hinein. Sie sehen Dämme, die man bauen könnte, Flüsse, die man überqueren könnte und Würmer, mit denen man spielen kann.
Ich frage mich, ob uns die Kinder geschenkt sind, damit wir sie lehren – oder damit wir von ihnen lernen?
Der mexikanische Fischer
Autor unbekannt
Der amerikanische Investmentbanker stand am Pier eines kleinen, mexikanischen Küstendorfes als ein kleines Boot andockte, mit nur einem Fischer an Bord.
In dem Boot lagen mehrere große Thunfische. Der Amerikaner gratulierte dem Mexikaner zur Qualität seines Fisches und fragte, wie lange er gebraucht hätte um sie zu fangen.
Der Mexikaner erwiderte: “Nur eine kleine Weile."
Daraufhin fragte der Amerikaner: “Warum sind Sie nicht länger auf See geblieben und haben noch mehr Fische gefangen?"
Der Fischer antwortete: “Weil ich damit mehr als genug habe um meine Familie zu versorgen."
Der Amerikaner fragte: “Aber was machen Sie mit dem Rest Ihrer Zeit?“
Der Fischer erwiderte: “Ich schlafe lange, angle ein bisschen, spiele mit meinen Kindern, mache Siesta mit meiner Frau Maria, bummle abends ins Dorf, trinke eine Karaffe Wein und spiele Gitarre mit meinen Amigos. Ich habe ein erfülltes und beschäftigtes Leben."
Der Amerikaner spottete: "Ich habe in Harvard studiert und könnte Ihnen helfen. Sie sollten mehr Zeit ins Fischen investieren und vom Erlös ein größeres Boot kaufen. Nach einer Weile könnten Sie dann wiederum aus dem Erlös mehrere Boote kaufen. Schließlich hätten sie eine ganze Flotte an Fischerbooten. Statt ihren Fang an einen Zwischenhändler zu verkaufen, sollten Sie direkt an den Verarbeitungsbetrieb verkaufen und schließlich sogar Ihre eigene Konservenfabrik eröffnen. So hätten Sie die Kontrolle über das Produkt, die Verarbeitung und die Vermarktung. Sie müssten natürlich dieses kleine Fischerdorf verlassen und nach Mexico City ziehen, später dann nach Los Angeles und schließlich New York, wo Sie Ihr ständig expandierendes Unternehmen führen würden."
Der mexikanische Fischer fragte: “Doch wie lange würde das alles dauern?"
Der Amerikaner antwortete: “15 bis 20 Jahre."
Der Amerikaner lachte und sagte: “Dann kommt ja erst das Beste. Zur passenden Zeit würden Sie an die Börse gehen und ihre Aktien verkaufen und sehr, sehr reich werden. Sie würden Millionen verdienen."
"Millionen?...Und was dann?"
Der Amerikaner sagte: "Dann würden Sie sich zur Ruhe setzen. Sie hätten dann die Möglichkeit, in ein kleines Küstendorf zu ziehen, wo Sie lange schlafen, ein wenig angeln, mit Ihren Enkeln spielen, mit Ihrer Frau Siesta machen und abends ins Dorf bummeln, wo Sie Wein trinken und mit Ihren Freunden Gitarre spielen könnten….
Das Zimmer
(Verfasser unbekannt)
Der 17jährige Brian Moore hatte nur eine kurze Zeit zur Verfügung um für einen Unterrichtskurs etwas zu dem Thema zu schreiben, wie es im Himmel ist. „Ich habe sie mächtig beeindruckt“, erzählte er später seinem Vater Bruce. „Es ist der Hammer. Es ist wie eine Bombe eingeschlagen. Es ist das Beste, was ich jemals geschrieben habe." Es war auch das Letzte, was er jemals schrieb.
Brians Eltern hatten den Aufsatz schon vergessen als ein Cousin ihn fand während er in der Schule Brians Spind ausräumte. Brian war erst seit ein paar Stunden tot, doch seine Eltern wünschten sich verzweifelt, jedes Stück seines Lebens in ihrer Nähe zu haben, auch die Notizen von seinen Klassenkameraden und Lehrern und seine Aufgabenhefte. Erst zwei Monate zuvor hatte er den Aufsatz darüber geschrieben, wie er Jesus in einem Aktenarchiv voller Karteikarten begegnete, auf denen Einzelheiten aus jedem Moment des Lebens des Teenagers aufgezeichnet waren. Doch erst nach Brians Tod erkannten Beth und Bruce Moore, dass ihr Sohn seine Vorstellung vom Himmel niedergeschrieben hatte. Sie ist so beeindruckend, dass man sie einfach weitergeben möchte. „Man hat das Gefühl, als wäre man dort“, sagte Bruce Moore.
Brian Moore starb am 27. Mai 1997. Er war nach dem Besuch bei einem Freund auf dem Heimweg als sein Wagen von der Straße abkam und gegen einen Strommast prallte. Er stieg unverletzt aus dem Wrack, trat jedoch auf eine heruntergerissene Stromleitung und wurde durch einen Stromschlag getötet.
Seine Eltern rahmten eine Kopie von Brians Aufsatz ein und hängten ihn unter den Familienporträts in ihrem Wohnzimmer auf. „Ich glaube, Gott hat ihn gebraucht um uns auf etwas Wichtiges hinzuweisen. Ich denke, wir sollten das finden und etwas daraus machen”, sagte seine Mutter über den Aufsatz. Darum wollen sie und ihr Mann die Vision ihres Sohnes vom Leben nach dem Tod mit anderen teilen. „Ich freue mich für Brian. Ich weiß, dass er jetzt im Himmel ist und dass ich ihn eines Tages wieder sehen werde."
Hier folgt nun Brians Aufsatz:
Das Zimmer
In diesem Zustand zwischen Wachen und Träumen fand ich mich in diesem Zimmer wieder. Es befanden sich keine charakteristischen Dinge darin, mit Ausnahme dieser einen Wand, die über und über mit kleinen Karteischubladen bedeckt war. Sie sahen so ähnlich aus wie diejenigen, die man in Bibliotheken findet und die in alphabetischer Reihenfolge Buchtitel oder Autoren auflisten. Doch diese Karteischubladen, die vom Boden bis zur Decke reichten und sich in beide Richtungen endlos fortzusetzen schienen, trugen verschiedene Aufschriften.
Als ich mich der Wand voller Karteischubladen näherte, wurde meine Aufmerksamkeit als erstes von einer angezogen, die die Aufschrift trug „Mädchen, die ich gemocht habe“. Ich öffnete sie und begann, die Karten durchzusehen. Doch schnell schloss ich sie wieder, weil ich schockiert erkannt hatte, dass jede einzelne mit einem Namen versehen war. Und dann, ohne dass es mir gesagt worden war, wusste ich genau, wo ich war.
Dieser leblose Raum mit seinen kleinen Karteischubladen war ein simples Katalogsystem über mein Leben. Hier waren die Aktionen von jedem einzelnen Augenblick, ob bedeutsam oder scheinbar unbedeutend, so detailliert niedergeschrieben, dass mein Erinnerungsvermögen da nicht mithalten konnte. Eine Empfindung des Staunens, vermischt mit Neugier, gepaart mit Schrecken, stieg in mir auf als ich begann, wahllos Schubladen zu öffnen und ihren Inhalt zu erforschen. Einige brachten mir Freude und süße Erinnerungen, andere ein Gefühl von Scham und Bedauern, das so intensiv war, dass ich einen Blick über die Schulter warf um zu sehen, ob mich auch niemand beobachtete.
Eine Schublade mit der Aufschrift "Freunde" befand sich direkt neben einer anderen mit der Bezeichnung "Freunde, die ich betrogen habe". Die Aufschriften rangierten vom Banalen bis hin zum geradezu Bizarren. „Bücher, die ich gelesen habe“, “Lügen, die ich erzählt habe”, „Trost, den ich gespendet habe“, „Witze, über die ich gelacht habe“.
Einige waren fast komisch in ihrer Exaktheit: "Dinge, die ich meinen Brüdern zugebrüllt habe“. Über andere konnte ich dagegen nicht lachen: „Dinge, die ich in meiner Wut getan habe", "Dinge, in denen ich insgeheim gegen meine Eltern gemurrt habe". Ich konnte gar nicht aufhören, über die Inhalte überrascht zu sein. Oft waren in so einer Schublade viel mehr Karten als ich erwartet hatte. Manchmal weniger als ich erhofft hatte. Ich war überwältigt von dem schieren Volumen des Lebens, das ich gelebt hatte.
Konnte es wirklich möglich sein, dass ich in meinen Jahren die Zeit gehabt hatte, jede dieser Tausende oder sogar Millionen Karten zu füllen? Doch jede einzelne Karte bestätigte diese Wahrheit. Jede war in meiner eigenen Handschrift geschrieben. Und jede mit meiner eigenen Unterschrift versehen.
Als ich die Schublade mit der Aufschrift “Fernsehsendungen, die ich mir angeschaut habe” aufzog, erkannte ich, dass die Karten auch den Inhalt dieser Sendungen aufführten. Die Schublade war dicht voll gepackt und doch war ich nach zwei oder drei Metern noch immer nicht am Ende der Karten angekommen. Ich schloss die Schublade beschämt wieder, nicht so sehr wegen der Qualität der Sendungen als vielmehr wegen der gewaltigen Menge an Zeit, die diese Aktivität verschlungen hatte.
Als ich an einer Schublade mit der Aufschrift “Lüsterne Gedanken” vorbeikam, fühlte ich einen Kälteschauer durch meinen Körper schießen. Ich zog die Schublade nur einen Spalt weit auf, nicht bereit, den Umfang ihres Inhalts zu prüfen, und zog eine Karte heraus. Ich schauderte über ihren detaillierten Inhalt. Ich fühlte mich so elend bei dem Gedanken, dass solch ein Moment aufgezeichnet worden war. Eine fast animalische Wut brach in mir auf. Nur noch ein einziger Gedanke dominierte mich: „Niemand darf jemals diese Karten sehen! Niemand darf jemals diesen Raum sehen! Ich muss diese Karten alle vernichten!" Wie ein Verrückter riss ich die Schublade heraus. Ihre Größe spielte jetzt keine Rolle mehr. Ich musste sie leeren und diese Karten verbrennen. Doch als ich sie an dem einen Ende ergriff und begann, sie auf den Boden zu stampfen, konnte ich nicht eine einzige Karte daraus entfernen. Ich war verzweifelt und zog eine einzelne Karte heraus, nur um festzustellen, dass sie so hart wie Stahl wurde sobald ich versuchte, sie zu zerreißen.
Niedergeschlagen und in äußerster Hilflosigkeit schob ich die Schublade wieder an ihren Platz. Als ich meine Stirn an die Wand lehnte stieß ich einen langen, selbstmitleidigen Seufzer aus. Und dann sah ich es. Da war eine Schublade mit der Aufschrift “Menschen, denen ich das Evangelium erzählt habe”. Der Griff an dieser Schublade war blanker als der an all den anderen Schubladen, neuer, fast unbenutzt. Ich zog die Schublade auf und ein kleiner Karteikasten von nicht mehr als ein paar Zentimetern Dicke fiel in meine Hände. Ich konnte die darin enthaltenen Karten an einer Hand abzählen. Und dann kamen die Tränen. Ich begann zu weinen. Schluchzer so tief, dass es schmerzte. Sie stiegen aus der Magengegend hoch und schüttelten mich. Ich fiel auf meine Knie und weinte. Ich schrie förmlich wegen der überwältigenden Scham. Die endlosen Reihen der Karteischubladen verschwammen vor meinen von Tränen erfüllten Augen. Niemand durfte jemals von diesem Raum wissen. Ich musste ihn verschließen und den Schlüssel verstecken. Doch dann, als ich mir die Tränen abwischte, sah ich Ihn.
Nein, bitte nicht Er. Nicht hier. Jeder andere, nur nicht Jesus. Ich sah hilflos zu als er begann, die Schubladen zu öffnen und die Karten vorzulesen. Ich konnte es nicht ertragen, seine Reaktion zu sehen. Und in den Augenblicken, in denen ich mich dazu überwinden konnte, in sein Gesicht zu sehen, sah ich einen Kummer, der tiefer war als mein eigener. Er schien intuitiv ausgerechnet die schlimmsten Schubladen zu öffnen. Warum musste er jede einzelne Karte vorlesen? Schließlich wandte er sich mit zu und schaute mich von der gegenüberliegenden Ecke des Raumes aus an. Er schaute mich an mit Mitleid in seinen Augen. Doch dies war ein Mitleid, das mich nicht verärgerte. Ich ließ meinen Kopf hängen, bedeckte mein Gesicht mit meinen Händen und begann wieder zu weinen. Er kam zu mir herüber und legte seinen Arm um mich. Er hätte so viele Dinge sagen können. Doch er sagte kein einziges Wort. Er weinte einfach nur mit mir.
Dann stand er auf und ging zurück zu der Wand voller Karteischubladen. Beginnend am einen Ende des Raumes zog er eine Schublade nach der anderen auf und begann, auf jeder einzelnen Karte seinen Namen über den meinen zu schreiben. "Nein!" Ich schrie auf und eilte zu ihm hin. Ich konnte nichts anderes sagen als "Nein, nein", während ich ihm die nächste Karte entriss. Sein Name sollte nicht auf diesen Karten stehen. Doch da stand er, geschrieben in einem so satten, so dunklen, so lebendigen Rot. Der Name von Jesus überdeckte den meinen. Er war mit seinem Blut geschrieben. Sanft nahm er mir die Karte wieder ab. Er lächelte ein trauriges Lächeln und begann, weiter die Karten zu unterschreiben. Ich werde niemals begreifen, wie er all die Karten so schnell abzeichnen konnte, doch im nächsten Augenblick schien ich ihn schon die letzte Schublade schließen hören und er kam zurück
an meine Seite. Er legte seine Hand auf meine Schulter und sagte: "Es ist vollbracht."
Ich stand auf und er führte mich aus dem Zimmer. Es war kein Schloss an der Zimmertür. Es waren immer noch Karten zu beschreiben.
"Ich vermag alles durch den, der mich stark macht, Christus.“ (Philipper 4:13) "Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat." (Johannes 3:16)
Wenn dich diese Geschichte berührt hat, dann gebe sie an so viele Menschen weiter wie du kannst, damit die Liebe von Jesus Christus auch ihr Leben berühren kann. Meine Schublade mit der Aufschrift “Menschen, denen ich das Evangelium erzählt habe” ist gerade gewachsen – wie steht es mit deiner?
Die zusammengefaltete Serviette
(AUTOR UNBEKANNT)
Das Johannesevangelium (20:7) berichtet uns, dass das Schweißtuch (Mundtuch, eine Art Serviette), das im Grab über das Gesicht von Jesus gelegt wurde, nicht einfach beiseite geworfen wurde wie die Grabkleider.
Die Bibel reserviert einen ganzen Vers um uns zu erzählen, dass dieses Tuch fein säuberlich zusammengefaltet und abseits von den Grabkleidern hingelegt wurde.
Am frühen Sonntagmorgen, als es immer noch dunkel war, kam Maria Magdalena zum Grab von Jesus und stellte fest, dass jemand den Stein vom Eingang des Grabes weggerollt hatte. Sie rannte los, fand Simon Petrus und Johannes und sagte zu ihnen: 'Sie haben den Körper des Herrn aus dem Grab genommen und ich weiß nicht, wo sie ihn hingebracht haben!'
Petrus und Johannes rannten zum Grab, um selbst nachzusehen. Johannes war schneller und kam zuerst dort an. Er sah in das Grab und stellte fest, dass die Grabkleider dort lagen, ging jedoch nicht hinein.
Dann kam Simon Petrus an und ging, wie es seiner forschen Natur entsprach, in das Grab hinein. Er bemerkte auch, dass die Grabkleider dort lagen, während das Tuch, welches das Gesicht von Jesus bedeckt hatte, fein säuberlich zusammengefaltet beiseite gelegt wurde.
War das wichtig? Absolut! Ist es wirklich von Bedeutung? Ja, und ob!
Um die Bedeutung des zusammengefalteten Tuchs zu verstehen, muss man ein wenig über die hebräische Tradition jener Zeit wissen. Das zusammengefaltete Tuch hatte mit dem Herrn und dem Diener zu tun und jeder jüdische Junge kannte diese Tradition.
Wenn der Diener den Essenstisch für den Herrn bereitete, stellte er sicher, dass alles genau so angerichtet wurde, wie sein Herr es wollte. Der Tisch war perfekt gedeckt und dann zog sich der Diener zurück und wartete außer Sichtweite, bis der Herr mit dem
Essen fertig war und er hätte es nie gewagt, den Tisch wieder anzurühren solange sein Herr nicht die Mahlzeit beendet hatte.
Wenn der Herr nun mit dem Essen fertig war, stand er vom Tisch auf, wischte sich Finger und Mund ab, reinigte seinen Bart und knüllte danach das Mundtuch zusammen und warf es zusammengeknüllt auf den Tisch. Der Diener wusste dann, dass er den Tisch abräumen konnte, denn die zusammengeknüllte Serviette bedeutete: „Ich bin fertig!“
Doch wenn der Herr vom Tisch aufstand, sein Mundtuch sauber zusammenfaltete und neben seinen Teller legte, würde der Diener den Tisch nicht anrühren, denn - das gefaltete Tuch bedeutete: „Ich komme zurück!'
ER kommt zurück!
Das große Regenwurm-Rennen
von Dr. Ralph F. Wilson
Es gibt nichts, was pathetischer ist als ein verlorener Regenwurm. Glaube mir. Ich weiß, wovon ich rede. Meine Tochter Annie und ich gingen eine Tages den langen, staubigen Weg von unserem Haus bis zur Straße hinunter um am Samstagmorgen die Zeitung zu holen als wir ihn sahen.
Der unglückliche Regenwurm war von dem üppig wachsenden, satten Gras am Rand des Weges auf die sandige Oberfläche der Straße gekrochen. Man konnte seine Spur im Sand verfolgen. Er schien auf die andere Straßenseite zu gesteuert zu sein bevor er plötzlich vom Weg abgewichen war. Vielleicht waren es An- und Abstieg der Oberfläche, die ihn aus dem Konzept gebracht hatten, ich weiß es nicht. Doch plötzlich begann er, in unregelmäßigen Kreisen zu kriechen. Als wir ihn fanden, war das arme Ding dünn und trocken, bedeckt mit kleinen Sandkörnchen und in äußerster Verzweiflung. Hin und her und rundherum wand er sich während die Sonne höher stieg und die Stunde herbei trieb, in der seine Erzfeinde – Autoreifen – ihn nackt und schutzlos vorfinden würden. Ein Sausen, ein Zermahlen, und das wäre es dann gewesen.
"Wir wollen ihn retten", sagte ich zu Annie. Sie hob sanft dieses körnige Wesen von der Straße auf und setzte den Wurm behutsam in die Sicherheit des hohen Grases am Wegesrand. Was für eine Art und Weise, einen Tag zu beginnen! Man fühlt sich innerlich gut wenn man einen Wurm gerettet hat.
Doch da waren noch andere. Massen von anderen. Ein unglückseliger Wurm nach dem anderen hatte sich den Weg von der Sicherheit des Grases in die spurlose Wüste der Straße gebahnt. Gelegentlich fanden wir einen fetten, saftigen Wurm, der seine mutige Reise gerade erst begonnen hatte, glücklich und sich der bevorstehenden Gefahren nicht bewusst. Er ahnte ja nicht....
Doch wir waren für die Würmer da. Ich suchte nach der verräterischen Spur im Sand. „Hier ist noch einer", rief ich dann und Annie eilte herbei um ein weiteres Opfer in die Sicherheit zu heben. Was sollte die Erklärung für diesen großen Auszug an Würmern sein? Während wir als fein aufeinander abgestimmtes Gnaden-Team zusammenarbeiteten, begann sich eine Theorie zu entfalten. Es musste irgendeinen Wurm von Discjockey bei einer Abendveranstaltung gegeben haben, der einen Preis für den Wurm ausgesetzt hatte, der es auf die andere Straßenseite schaffte. Das musste es sein!
Doch wer würde den Preis bekommen? Wir begannen, nach dem einen Wurm Ausschau zu halten, der diese Ausdauer, den Mut und den unbeirrbaren Sinn für die richtige Richtung für diese waghalsige Expedition besaß. Hatte dieser es geschafft? fragte ich mich, wenn ich seine Spur im Sand verfolgte. Nein, hier hatte er begonnen, sich zu winden und umher zu kreisen. Ausnahmslos waren die Würmer einer nach dem anderen im Kreis herum gekrochen, ziellos auf dem Weg nach nirgendwo – schnell zuerst, dann langsamer und langsamer während ihre kostbaren Ressourcen versickerten.
Wir waren fast schon zurück beim Haus angelangt als wir ihn fanden – den Wurm, der allen Widrigkeiten getrotzt und gewonnen hatte. Wir verfolgten seine Spur von der einen bis zur anderen Straßenseite. Aber nein, er war bereits nur noch Zentimeter vom Gras der gegenüberliegenden Seite entfernt als er ausscherte und in die falsche Richtung zu kriechen begann, zurück dahin, wo er hergekommen war, dem falschen Ende der Wurmwelt.
Ich lüge nicht. Das ist tatsächlich passiert, obwohl ich mich nicht für den Teil mit dem Discjockey verbürgen kann. Aber genug körnige, verwahrloste Würmer.
Als Annie und ich unsere Scherze machten und auf dem Weg zum Haus unsere Rettungsaktion durchführten, dachte ich an Menschen, die ich kenne. Wo sind wir auf unserer Reise? Wohin gehen wir überhaupt? Haben wir ein Lebensziel, eine Bestimmung – oder wandern wir einfach nur umher?
Ein Vers kam mir in den Sinn als ich da so als Chef-Wurmsucher tätig war: " Ich will dich unterweisen und dir den Weg zeigen, den du wandeln sollst; ich will dich beraten, mein Auge auf dich richtend." (Psalm 32:8). Wenn diese Würmer nur Luftunterstützung hätten – jemand mit Perspektive, um ihnen ihre Position durchzugeben – dann könnten sie es schaffen.
Und ich dachte daran, wie verzweifelt wir einen Führer brauchen, der uns den Weg auf die andere Seite zeigt, einen Retter, der uns aufhebt, hoffnungslos und verloren wie wir sein mögen, und uns sanft auf der anderen Seite absetzt. "Rescuer" bedeutet dasselbe wie "Erlöser". Jesus ist dieser Retter. Er kennt den Weg.
Bist du es müde, ständig im Kreis zu gehen, dich müde zu kämpfen und mit der ständigen Angst zu leben, platt gefahren zu werden? Hebe deinen müden Kopf noch einmal hoch und sprich’ ein kraftloses Wurmgebet. Und dann halte Ausschau nach deinem Retter!