Ein junger Soldat geriet in einen schrecklichen und hoffnungslosen Kampf. Der Feind hatte die Armee dieses jungen Mannes gründlich besiegt. Er und seine Kameraden flüchteten hastig vom Schlachtfeld und rannten um ihr Leben. Der Feind nahm die Verfolgung auf. Der junge Mann rannte so schnell er konnte, voller Angst und Verzweiflung. Doch bald war er von seinen Kameraden abgeschnitten.
Schließlich kam er an einer Felsplatte an, in der sich eine Höhle befand. Wissend, dass ihm der Feind dicht auf den Fersen war, und erschöpft von der Jagd, beschloss er, sich darin zu verstecken. Nachdem er in die Höhle gekrochen war, fiel er in der Dunkelheit auf sein Angesicht und schrie verzweifelt zu Gott, er möge ihn retten und vor seinen Feinden schützen. Er traf auch ein Abkommen mit Gott – eines, das viele Menschen (und du vielleicht auch?) schon vor ihm abgelegt haben. Er versprach Gott, wenn er ihn retten würde, würde er ihm im Gegenzug dafür den Rest seines Lebens dienen.
Als er danach wieder aufblickte, sah er, dass eine Spinne damit begonnen hatte, vor dem Eingang der Höhle ihr Netz zu weben. Während er beobachtete, wie die filigranen Fäden langsam aus dem Mund der Spinne kamen, grübelte der junge Soldat über diese Ironie nach. Er dachte: „Ich habe Gott um Schutz und Befreiung gebeten und stattdessen schickt er mir eine Spinne. Wie soll eine Spinne mich retten?"
Sein Herz verhärtete sich und er glaubte zu wissen, dass der Feind sein Versteck bald entdecken und ihn töten würde. Es dauerte auch nicht lange bis er schon die Stimmen seiner Feinde hörte, die nun das Gelände durchsuchten. Ein Soldat mit einem Gewehr kam langsam auf den Eingang zur Höhle zu. Als der junge Soldat im Versteck noch weiter in die Finsternis der Höhle zurück kroch, in der Hoffnung, den Feind in einem letzten, verzweifelten Versuch, sein Leben zu retten, in einem Überraschungseffekt vielleicht doch noch überwältigen zu können, fühlte er sein Herz unkontrolliert und wie wild klopfen.
Als sich der Feind vorsichtig dem Eingang der Höhle näherte, entdeckte er das Spinnennetz, das sich nun komplett über die gesamte Öffnung zur Höhle spannte. Er wich zurück und rief hinüber zu einem Kameraden: "Hier kann keiner drin sein. Er hätte das Spinnennetz zerreißen müssen um hier hinein zu kommen. Lass’ uns weitergehen."
Jahre später schrieb der junge Mann, der sein Versprechen eingehalten hatte und ein Prediger und Evangelist geworden war, über dieses Erlebnis. Was er beobachtet hatte, hat mir in harten Zeiten immer Mut gemacht, besonders wenn alles vollkommen unmöglich aussah.
Er schrieb: “Wo Gott ist, ist ein Spinnennetz wie eine Steinmauer. Wo Gott nicht ist, ist eine Steinmauer wie ein Spinnennetz."
Der Wassernapf
Autor unbekannt
Ein Mann und sein Hund gingen eine Straße entlang. Der Mann genoss die Schönheit der Landschaft als ihm plötzlich klar wurde, dass er tot war.
Er erinnerte sich daran, dass er gestorben war und dass der Hund, der da neben ihm herging, schon seit Jahren tot war. Er fragte sich, wohin die Straße wohl führte, auf der sie unterwegs waren.
Nach einer Weile kamen die beiden an einer hohen, weißen Steinmauer vorbei. Sie sah aus, als würde sie aus feinem Marmor bestehen.
Auf der Spitze eines weitläufigen Hügels war sie durch einen hohen Gewölbebogen durchbrochen, der im Sonnenlicht glänzte. Als der Mann vor dem Gewölbebogen stand, sah er ein prächtiges Tor, das aussah wie aus Perlmutt und der Weg, der zu diesem Tor führte, sah aus wie pures Gold. Der Mann und der Hund gingen auf das Tor zu und als sie näher kamen, sahen sie an einer Seite des Tores einen Mann an einem Schalter.
Der Mann mit dem Hund fragte: „Entschuldigen Sie, wo sind wir hier?“
„Das ist der Himmel, mein Herr“, antwortete der Mann am Schalter.
"T! Haben Sie vielleicht etwas Wasser für uns?", fragte der Mann mit dem Hund.
„Natürlich, mein Herr. Kommen Sie herein und dann lasse ich Ihnen gleich etwas eisgekühltes Wasser bringen."
Der Mann am Schalter gestikulierte und das Tor begann sich zu öffnen.
„Kann mein Freund auch mit hereinkommen?“, fragte der Reisende und deute auf seinen Hund.
„Es tut mir leid, mein Herr, aber Tiere sind hier nicht gestattet."
Der Mann mit dem Hund dachte einen Augenblick nach und wandte sich dann wieder der Straße zu und wanderte mit dem Hund weiter den Weg entlang, den sie ursprünglich gekommen waren.
Nach einem langen Fußmarsch und auf dem Gipfel eines weiteren Hügels kamen die beiden an einem staubigen Weg an, der durch ein Hoftor führte, das aussah, als sei es noch nie geschlossen gewesen. Es gab keinen Zaun.
Als Mann und Hund sich dem Tor näherten, sahen sie im Hof einen Mann, der gegen einen Baum gelehnt stand und ein Buch las.
"Entschuldigen Sie!”, rief der Reisende ihm zu, „Haben Sie hier Wasser?"
"Aber sicher, hier drüben ist eine Pumpe, kommen Sie nur herein."
"Wie steht es mit meinem Freund hier?" Der Reisende deutete auf den Hund.
„Neben der Pumpe dürfte auch ein Napf stehen."
Mann und Hund gingen durch das Tor und tatsächlich – dort befand sich eine altmodische Handpumpe und neben ihr stand ein Wassernapf.
Der Reisende füllte den Wassernapf und gab dem Hund zu trinken. Danach nahm er selbst einen kräftigen Schluck.
Als beide ihren Durst gestillt hatten, gingen sie zurück zu dem Mann, der bei dem Baum stand.
"Wo sind wir denn hier gelandet?", fragte der Reisende.
„Das ist der Himmel", erwiderte der Mann.
„Das ist aber jetzt verwirrend“, sagte der Reisende. „Der Mann am anderen Ende der Straße hat auch gesagt, dort sei der Himmel."
"Oh, Sie meinen sicher den Ort mit der goldenen Straße und den perlenbesetzten Toren? Nein. Das ist die Hölle."
"Ärgert es Sie denn nicht, dass sie dort einfach Ihren Namen auf diese Weise missbrauchen?"
"Nein, wir sind einfach nur froh, das sie die Leute aussieben, die ihre besten und treuesten Freunde zurücklassen würden."
Die Mausefalle
Autor unbekannt
Eine Maus linste durch den Riss in der Mauer und sah, dass der Bauer und seine Frau ein Paket öffneten. "Welche Leckerbissen mochte es wohl enthalten?"
Sie war jedoch völlig am Boden zerstört als sie feststellte, dass es eine Mausefalle war.
Mit ihrem Rückzug in den Garten des Bauernhofs verbreitete die Maus überall die Warnung: “Da ist eine Mausefalle im Haus! Da ist eine Mausefalle im Haus!"
Das Huhn gackerte und scharrte, hob seinen Kopf und sagte: "Sehr geehrter Herr Maus, das mag für Sie von gewaltiger Bedeutung sein, aber für mich ist es uninteressant. Mir kann eine Mausefalle nichts anhaben."
Die Maus wandte sich an das Schwein: “Da ist eine Mausefalle im Haus!" Das Schwein hatte Mitleid mit der Maus und sagte: “Das tut mir so leid, Herr Maus, aber ich kann leider nichts daran ändern. Ich kann höchstens für Sie beten. Seien Sie versichert, dass ich Sie in meine Gebete einschließe."
Als nächstes traf die Maus auf die Kuh. Sie sagte: „Herr Maus, das ist Pech für Sie, aber mich juckt das nicht."
So kehrte die Maus deprimiert und mit gesenkten Kopf in das Haus zurück um alleine der Gefahr der Mausefalle des Bauern ins Auge sehen zu müssen.
Genau in dieser Nacht war im Bauernhaus ein Geräusch zu vernehmen – es klang wie eine zuschnappende Mausefalle.
Die Frau des Bauern eilte herbei, um zu sehen, ob die Maus gefangen worden war. In der Dunkelheit sah sie nicht, dass es eine giftige Schlange war, deren Schwanz in die Mausefalle geraten war und so wurde sie gebissen. Der Bauer brachte seine Frau eilends ins Krankenhaus und sie kam mit einem heftigen Fieber zurück.
Jedermann weiß, dass zur Kräftigung frisch gekochte Hühnersuppe das Beste ist. Und so nahm der Bauer sein Beil und machte sie auf den Weg zur wichtigsten Zutat für die Suppe. Doch seiner Frau ging es auch am nächsten Tag noch nicht besser. Freunde und Nachbarn kamen, um sie zu besuchen, sie aufzumuntern und ihr Gesellschaft zu leisten.
Um sie alle beköstigen zu können schlachtete der Bauer das Schwein. Doch seine Frau wurde nicht gesund. Sie starb.
Unendlich viele Leute kamen zur Beerdigung und der Bauer musste die Kuh schlachten um sie alle verpflegen zu können.
Wenn du das nächste Mal hörst, dass jemand mit einem Problem konfrontiert ist, von dem du denkst, es würde dich nicht betreffen -- dann erinnere dich: wenn einer von uns bedroht wird, sind wir alle in Gefahr.
Wir alle sind involviert in diese Reise, die wir das Leben nennen. Wir müssen ein Auge aufeinander haben und uns besonders bemühen, einander zu ermutigen.
Jeder von uns ist ein entscheidender Faden im Wandteppich einer anderen Person. Unsere Leben sind nicht umsonst miteinander verwoben.
Die Prüfung
von S.I. Kishor
Sechs Minuten vor sechs zeigte die Uhr über dem Informationsschalter auf dem Hauptbahnhof von New York an. Der große, junge Armeeoffizier hob sein von der Sonne gebräuntes Gesicht und kniff die Augen zusammen um die genaue Zeit zu überprüfen. Sein Herz klopfte heftig. In sechs Minuten würde er die Frau sehen, die in den letzten 18 Monaten einen so besonderen Platz in seinem Leben eingenommen hatte. Die Frau, die er noch nie gesehen hatte und deren Worte ihn doch unermüdlich gestärkt hatten.
Leutnant Blandford erinnerte sich an einen Tag im Besonderen. Es war der schlimmste Tag innerhalb der Kämpfe gewesen, als sein Flugzeug inmitten eines Geschwaders feindlicher Flugzeuge eingefangen gewesen war.
In einem jener Briefe hatte er ihr gestanden, dass er oft Angst verspürte und erst wenige Tage vor dem Kampf hatte er ihre Antwort erhalten: "Natürlich hast du Angst…alle mutigen Männer haben Angst. Wenn du das nächste Mal wieder an dir selbst zweifelst, dann solltest du in deinem Inneren meine Stimme hören, die diesen Vers zitiert: 'Und wenn ich auch wanderte im finsteren Tal des Todes, so fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir...' Daran hatte er sich erinnert und es hatte seine Kraft erneuert.
Jetzt würde er ihre Stimme hören. Vier Minuten vor sechs. Eine junge Frau ging nahe an ihm vorbei und Leutnant Blandford setzte sich in Bewegung. Sie trug eine Blume, doch es war nicht die kleine, rote Rose auf die sie sich verständigt hatten. Außerdem war diese Frau höchstens Anfang 20 und Hollis Maynel hatte ihm gesagt, sie sei 30. „Was soll’s?“, hatte er geantwortet, „Ich bin 32." Er war 29. Seine Gedanken wanderten zurück zu jenem Buch, das er im Trainingslager gelesen hatte.
"Über menschliche Fesseln" hatte sein Titel gelautet und in dem ganzen Buch befanden sich Notizen in der Handschrift einer Frau. Er hätte nie geglaubt, dass eine Frau so zartfühlend, so verständnisvoll in das Herz eines Mannes schauen könnte. Ihr Name stand auf dem Einband: Hollis Maynell. Er besorgte sich ein Telefonbuch von New York City und fand ihre Adresse. Er hatte ihr geschrieben und sie hatte geantwortet. Am nächsten Tag war er verschifft worden, doch sie hatten sich weiterhin geschrieben. Dreizehn Monate lang hatte sie ihm treu auf jeden Brief geantwortet. Wenn seine Briefe nicht ankamen, schrieb sie trotzdem und nun glaubte er, sie zu lieben und er glaubte, dass sie ihn liebte. Doch sie hatte sich trotz all seiner Bitten standhaft geweigert, ihm ein Foto zu schicken.
Sie hatte das folgendermaßen erklärt: „Wenn deine Gefühle für mich echt sind, spielt es keine Rolle, wie ich aussehe. Nehmen wir einmal an, dass ich hübsch bin. Es würde mich immer verfolgen, du dich in erster Linie wegen meines Aussehens für mich interessierst und diese Art von Liebe würde mir missfallen. Nehmen wir einmal an, dass ich unscheinbar bin (und du musst zugeben, dass diese Möglichkeit viel wahrscheinlicher ist), dann würde ich immer fürchten, dass du mir nur schreibst weil du einsam bist und sonst niemanden hast. Nein, bitte mich nicht um ein Foto. Wenn du nach New York kommst, wirst du mich sehen und dann kannst du dir ein eigenes Bild machen."
Eine Minute vor sechs. Er blätterte in den Seiten des Buches, das er in der Hand hielt. Dann begann das Herz von Leutnant Blandford zu hüpfen. Eine junge Frau kam auf ihn zu. Sie war groß und schlank und ihr blondes, lockiges Haar wippte bei jedem Schritt. Ihre Augen waren strahlend blau und ihre Gesichtszüge waren weich und freundlich. In ihrem blassgrünen Kostüm sah sie aus wie der lebendig gewordene Frühling. Er setzte sich in Bewegung in ihre Richtung und vergaß ganz, dass sie keine Rose bei sich trug. Als sich ihre Blicke begegneten, formten ihre Lippen ein kleines, herausforderndes Lächeln. "Gehen Sie in meine Richtung, Soldat?", raunte sie.
Er machte noch einen Schritt näher zu ihr hin. Dann sah er Hollis Maynell. Sie stand fast direkt hinter der jungen Frau – eine Frau, die die 40 wohl überschritten hatte und ihr ergrauendes Haar zum Teil unter einen abgetragenen Hut gesteckt hatte. Sie war mehr als plump. Ihre Füße steckten in flachen, unmodischen Schuhen. Doch sie trug eine rote Rose in der Hand über ihrem zerknitterten Mantel. Die Frau im gründen Kostüm ging schnell weiter. Leutnant Blandford fühlte sich, als würde er in zwei Teile zerrissen, so heftig war sein Verlangen, der jungen Frau zu folgen und doch so tief war auch seine Sehnsucht nach der Frau, deren Geist den seinen wirklich begleitet und aufrecht gehalten hatte – und da stand sie. Er konnte sehen, dass ihr blasses Gesicht sanft und sensibel war und ihre grauen Augen hatten ein warmes Funkeln.
Leutnant Blandford zögerte nicht. Seine Finger packten das abgegriffene Exemplar von "Über menschliche Fesseln", das ihn für sie identifizieren sollte. Das würde keine Liebe sein, doch es würde etwas Besonderes sein, eine Freundschaft, für die er immer dankbar gewesen war und für immer und ewig dankbar sein würde...
Er straffte seine Schultern, salutierte und hielt der Frau das Buch entgegen obwohl er immer noch die Bitterkeit seiner Enttäuschung spürte, während er sprach.
"Ich bin Leutnant Blandford und Sie müssen Hollis Maynell sein. Ich bin so froh, dass Sie hergekommen sind. Darf ich – darf ich Sie zum Abendessen ausführen?" Das Gesicht der Frau verbreiterte sich in einem sonnigen Lächeln. „Ich weiß nicht, was hier eigentlich vorgeht, junger Mann", antwortete sie. „Aber diese junge Frau in dem grünen Kostüm hat mich gebeten, diese Rose über meinem Mantel zu tragen. Und sie hat gesagt, falls Sie mich bitten, mit Ihnen auszugehen, dann soll ich Ihnen sagen, dass sie in diesem Restaurant auf der gegenüberliegenden Straßenseite auf Sie wartet. Sie sagte, es sei irgendeine Art von Prüfung.“